Entwicklung der Gaspreise

„Pfalzgas setzt auf eine vorausschauende und langfristige Beschaffungsstrategie.“

Die Gaspreise sind in den letzten Monaten in die Höhe geschnellt. Um nur ein Beispiel zu nennen: An den wichtigen Handelsplätzen für Gas in Europa kostete eine Megawattstunde Erdgas Anfang Oktober 2021 mehr als 160 Euro – fast zehnmal mehr als ein Jahr zuvor. Wir sprachen mit Werner Brommko, Vertriebsleiter bei Pfalzgas, darüber, was zu dieser Entwicklung beigetragen hat, worauf Verbraucher bei den Preisen achten sollten und wie es dem Unternehmen gelingt, seine Kunden preisgünstig, zuverlässig und fair mit Gas zu versorgen.

Herr Brommko, die Gaspreise waren über mehrere Jahre recht stabil. Wie kommt es, dass sie jetzt so anziehen?

Die Ursache für diese Entwicklung ist ein Zusammentreffen mehrerer preistreibender Faktoren: Zunächst hatten wir Anfang 2021 einen ungewöhnlich langen Winter mit einem entsprechend höheren Erdgasbedarf. Dadurch wurden die Gasspeicher europaweit größtenteils geleert und mussten über den Sommer wieder gefüllt werden. Folglich kam es nicht zu dem sonst üblichen Sommerloch auf dem Gasmarkt, bei dem das Gasangebot die Nachfrage übersteigt und die Preise sinken. Hinzu kam die gestiegene Nachfrage nach Erdgas im Zuge der konjunkturellen Erholung nach der Corona-Pandemie. Während es vor Corona ein zeitlich versetztes Wirtschaftswachstum in den unterschiedlichen Weltregionen gab, zog die Konjunktur dann überall nahezu gleichzeitig wieder an, was weltweit zu einer erhöhten Rohstoffnachfrage führte. Als Konsequenz sind die Erdgaspreise am börslichen Gas-Großhandel massiv gestiegen.

Welche Rolle spielt Russland?

Das ist eine viel diskutierte Frage, die sich nicht so einfach beantworten lässt. Sicher ist die Situation nicht unbelastet von den politischen Spannungen um Nord Stream 2, und das Verhalten von Russland als größtem Gasexporteur hat dementsprechend auch unmittelbaren Einfluss auf die Beschaffungsmärkte. Wäre Russland aber alleine für die Preisentwicklung verantwortlich, hätte es nur einen Preisanstieg in Europa oder Deutschland geben dürfen. Das war aber nicht der Fall, denn bestimmend für den Preis war nicht die Angebotsseite in Europa, sondern vielmehr die Entwicklung in Asien. Dort lag und liegt die Wirtschafts aktivität über dem Niveau von vor der Corona-Krise. Die dadurch bedingte stark steigende Nachfrage ließ die Preise weltweit steigen.

Inwiefern trägt die Nachfrage nach verflüssigtem Gas zur Situation bei?

Mit dieser Frage treffen Sie genau den Kern der soeben angesprochenen Thematik. Denn hieran zeigt sich, dass der Gaspreis sich weltweit bildet und globale Einflüsse die entscheidende Rolle spielen. Das heißt, die verfügbaren Mengen an verflüssigtem Erdgas werden dorthin transportiert, wo die höchsten Preise gezahlt werden, in diesem Fall also nach Asien. Somit war in Europa kein zusätzliches Angebot mit entsprechendem preismindernden Effekt verfügbar.

Welche Auswirkungen haben Klimawandel und Energiewende auf den Preis?

Durch die Temperatur- und Wetterveränderungen ändert sich zum einen der Energieverbrauch und damit die Nachfrage nach Energie beispielsweise zu Heizzwecken und für Klimatisierung. Zum anderen beeinflussen auch politische Entscheidungen wie die Einführung der CO2-Abgabe unmittelbar die Energiepreise. Aktuell fällt für Erdgas ein verhältnismäßig geringer Aufpreis von 0,54 Cent/kWh an, was etwa 10 Prozent des Endpreises entspricht. Zum Vergleich: Heizöl enthält einen Aufschlag von 0,87 Cent/kWh. Aber auch sogenannte kalte Dunkelflauten beeinflussen die Preise. Wenn gerade im Herbst und Winter weder die Sonne scheint noch der Wind weht, müssen konventionelle Kraftwerkskapazitäten verfügbar sein. Diese Vorhaltung gibt es natürlich nicht umsonst. Das Thema ist jedoch weit komplexer, als dass man es in wenige Worte fassen könnte.

Um wie viel Prozent musste Pfalzgas die Preise erhöhen?

Für einen Durchschnittsverbrauch von 20.000 kWh ergibt sich ohne Tarifwechsel eine Preissteigerung von brutto 15,90 Euro beziehungsweise 14 Prozent im Monat in den Sonderverträgen und maximal rund 19,80 Euro monatlich in der Grundversorgung, was 15,7 Prozent entspricht. Sofern Pfalzgas-Kunden in der Grundversorgung allerdings unser Angebot zum Wechsel in den Sondervertrag annehmen, welches wir mit unserem Schreiben zu den Preisen verschickt haben, ergibt sich lediglich eine Preissteigerung von rund 6 Euro im Monat beziehungsweise 4,9 Prozent. Es kommt also letztlich darauf an, welchen aktuellen Vertrag der Kunde hat, wann er abgeschlossen wurde und ob er unser Angebot annimmt.

Wie schlägt sich Pfalzgas im Preis­ vergleich mit den über­/regionalen Wettbewerbern?

Pfalzgas ist trotz Preiserhöhung im eigenen Netz derzeit deutlich günstiger als alle Wettbewerbsangebote, die man im Internet finden kann. Bemerkenswert finde ich, dass unsere Preise in Vergleichsportalen oft gar nicht mehr angezeigt werden, sondern der Verbraucher im Unklaren darüber gelassen wird, dass er mit erheblichen Mehrkosten rechnen muss, wenn er den vermeintlich günstigsten Anbieter nutzt. Teilweise liegen diese Angebote sogar zwischen 30 bis 40 Prozent über unserer Grundversorgung. Ich halte diese Darstellung ohne Hinweis auf die Mehrkosten zumindest für fragwürdig. Wenn es in der Vergangenheit günstigere Angebote gab, wurde immer offensiv mit Einsparungen gegenüber der Grundversorgung geworben, selbst wenn dies nicht immer auf alle Kunden zutraf, da die meisten sowieso günstigere Sonderverträgen hatten. Aber diese Vorgehensweise sollen die Verbraucher selbst beurteilen. Ich befürchte, dass es vielen Nutzern, die sich nur über diese Portale informieren, gar nicht auffällt.

Und was ist mit Billiganbietern?

Man sollte auf alle Fälle genau aufpassen und mit dem eigenen Verbrauch und Vergleichstarif nachrechnen und nicht einfach den voreingestellten Werte auf den Vergleichsportalen vertrauen. Sonst kann am Ende billig ganz schön teuer werden. Denn Anbieter, die Erdgas sehr kurzfristig am Markt beschaffen, wie es sogenannte Billiganbieter meist tun, müssen ihre Preise jetzt viel stärker erhöhen. Oft beschaffen diese Anbieter ihr Liefermengen nicht frühzeitig. Sie locken vorab die Kunden mit günstigen Preisen und spekulieren erst dann auf ein günstigeres Beschaffungsniveau. Viele so agierende Unternehmen werden nun in wirtschaftliche Schwierigkeiten kommen und unter Umständen nicht zu den versprochenen Preisen liefern können oder müssen sogar Insolvenz anmelden. Wenn ein Anbieter in unserem Netzgebiet ausfällt, springen wir als Grundversorger ein. Das unseriöse Verhalten dieser Anbieter belastet die Preise in der Grundversorgung, weil wir diese Mengen dann zusätzlich und meist teurer – weil sehr kurzfristig – am Markt beschaffen müssen. Das geht also am Ende zu Lasten all jener Kunden, welche die Grundversorgung ihres örtlichen Anbieters nutzen – das finde ich unfair.

Warum kann gerade Pfalzgas günstige Preise anbieten?

Wir setzen auf eine vorausschauende und langfristige Beschaffungsstrategie. Dadurch konnten wir ein direktes Übergreifen der hohen Großhandelspreise auf die Endkundenpreise vermeiden und die Preissteigerung für unsere Bestandskunden auf einem moderaten Niveau halten. Als solider Anbieter investieren wir kontinuierlich in die regionale Infrastruktur, gewährleisten jederzeit eine zuverlässige, sichere Versorgung mit Erdgas.

 


 

Der Gaspreis für Haushaltskunden setzt sich aus drei Bestandteilen zusammen:

1. Steuern und Abgaben, inklusive COPreis:
Diese staatlich veranlassten Preisbestandteile haben 2021 bei Einfamilienhäusern (EFH) einen Anteil von 33 und bei Mehrfamilienhäusern (MFH) von 35 Prozent am Gaspreis.

2. Regulierte Netzentgelte, inklusive Messung und Messstellenbetrieb:
Der Anteil der Kosten für die Netzinfrastruktur am durchschnittlichen Gaspreis liegt 2021 für EFH bei 26 und für MFH bei 24 Prozent.

3. Beschaffung und Vertrieb:
Dies sind die vom Gaslieferanten zu beeinflussenden Preisbestandteile. Ihr durchschnittlicher Anteil am Gaspreis liegt 2021 bei 41 Prozent.