Zwei Jahrzehnte Spitzengastronomie an der Nahe Langendorf’s Traube in Meddersheim

Vor 19 Jahren waren wir zum ersten Mal im Auftrag des Pfalzgas-Journals in Langendorf’s Traube zu Gast. Damals hatte Deutschlands führendes Feinschmecker-Magazin den Meddersheimer Landgasthof als besondere Destination gewürdigt. Dabei hatten Ingrid und Herbert Langendorf erst ein knappes Jahr zuvor in dem historischen Fachwerkbau aus dem 18. Jahrhundert ihr eigenes kleines kulinarisches Reich gegründet. In kürzester Zeit hatte sich das neue Domizil des erfahrenen Maître – er war zuvor im ehemaligen Sonnenhof in Königstein (heute Villa Rothschild Kempinski), im Isenhotel im Kleinwalsertal und in der Ente vom Lehel in Wiesbaden tätig – unter den Liebhabern einer anspruchsvollen, aber grundehrlichen Küche herumgesprochen.

Dieses Jahr feiert die Traube ihr 20-jähriges Jubiläum. Ein schöner Anlass für die Pfalzgas nachzuschauen, was einer seiner langjährigen Erdgaskunden heute macht. „Wir waren damals die Verrückten, die aus Wiesbaden nach Meddersheim gegangen sind. Wir haben es aber bis heute nicht bereut“, sagt Ingrid Langendorf rückblickend. Das liegt sicher auch an den Gästen, die dem Haus so lange die Treue halten. So mancher nimmt dabei auch eine längere Anreise aus Rheinhessen, dem Saarland oder sogar dem Rhein-Neckar-Raum in Kauf. Einige verbinden einen Kurzurlaub in der Wellness-Region Bad Sobernheim mit einem Besuch des Landgasthofs, andere kommen eigens aus diesem einen Grund an die Nahe.

Ingrid Langendorf schätzt, dass die Stammgäste rund 80 Prozent ausmachen. Darum fällt es dem Gastronomenpaar nicht schwer, auch in einem Alter, da die meisten ihren verdienten Ruhestand genießen, noch für die Gäste da zu sein. Keines der Kinder wird die kulinarische Fahne weitertragen, also machen die beiden solange es Spaß macht weiter.

 

Eine Küche mit klarem Konzept

Langendorf bewahrt bis heute die klassische französische Küche und kombiniert sie geschickt mit regionalen Einflüssen – immer frei von modischem Schnickschnack. Die Gäste und die Kritiker geben ihm Recht: Während der ganzen Jahre hat der Guide Michelin die Traube immer wieder aufs Neue mit der begehrten Auszeichnung „Bip Gourmand“ geadelt.

Beim Fleisch ist der Küchenchef besonders wählerisch. Kalbsbries und Ochsenschwänze bezieht er von einem Metzger aus dem Taunus, das Wild kommt aus dem Soonwald. Zum Essen reicht das Ehepaar bevorzugt die Weine der Meddersheimer Erzeuger, aber auch die Tropfen namhafter Weingüter aus dem Umland.

Wir probierten als Vorspeise das Entenleberparfait, ließen uns dann die geschmorten Schweinebäckchen mit Bratwürstchen vom Duroc-Schwein und den feinen Rehbockrücken schmecken. Was soll man sagen – da versteht einer sein Handwerk. Vom Rehbockrücken hat der Küchenchef uns schließlich sogar das Rezept (siehe unten) verraten.

Etwa 40 Gäste können in der seit 20 Jahren fast unveränderten Traube Platz nehmen. Eine Reservierung wird empfohlen. Die kleine Weinlaube neben dem schönen Fachwerkhaus bietet im Sommer knapp ein Dutzend sehr begehrte Freiluftplätze.

Langendorf’s Historischer Landgasthof Zur Traube

Sobernheimer Straße 2
55666 Meddersheim
Tel. 0 67 51 / 95 03 82
www.langendorfstraube.de
Do. bis Mo. 12 bis 14 und ab 18 Uhr
Sonntagabends, Di. und Mi. geschlossen

 

Medaillons vom Rehbockrücken auf Pfifferling-Preiselbeersauce

Zutaten:

Sauce

400 g Rehknochen
150 g Zwiebeln
150 g Möhren
150 g Sellerie
3 EL Öl
3 Thymianzweige
5 Wacholderbeeren
1 EL Tomatenmark
300 ml Rotwein
1 TL Speisestärke
Salz
100 g Preiselbeeren

Fleisch

1 Rehbockrückenfilet (ca. 360 g)
2 EL Öl
2 Thymianzweige
Salz
Pfeffer

Zubereitung:

Sauce

Rehknochen in walnussgroße Stücke hacken, Zwiebeln schälen, Möhren und Sellerie putzen. Alle drei Zutaten in kleine Stücke schneiden. Öl im Bräter stark erhitzen, Knochen und Gemüse darin sechs bis acht Minuten dunkelbraun rösten. Thymian und die Wacholderbeeren zugeben. Tomatenmark kurz mitrösten. Rotwein zugießen und bei starker Hitze fünf Minuten offen einkochen. 1,5 Liter kaltes Wasser zugießen.

Den Fond bei mittlerer Hitze offen etwa 90 Minuten leise kochen. Trübstoffe entfernen. Fond durch ein feines Sieb in einen Topf umgießen und bei starker Hitze offen auf etwa 400 Milliliter einkochen lassen. Die Stärke in wenig kaltem Wasser auflösen. Den Fond damit leicht binden. Die Sauce salzen und beiseite stellen. Vor dem Anrichten Sauce erwärmen und die Preiselbeeren hineingeben.

Rehbockrücken

Das Rehbockrückenfilet salzen und pfeffern. Das Öl in einer Pfanne erhitzen. Darin das Fleisch mit den Thymianzweigen von allen Seiten anbraten. Mit der Pfanne im vorgeheizten Backofen (Umluft) bei 160° Celsius ca. sechs bis acht Minuten garen. Aus dem Ofen nehmen und fünf Minuten ruhen lassen.

Anrichten

Das Rehbockrückenfilet zu Medaillons aufschneiden und auf den Saucenspiegel legen. In der Traube reicht man als Beilage zum Rehbockrücken Rahmwirsing, Kartoffelknödel und – passend zur Jahreszeit – sautierte Pfifferlinge.

Guten Appetit!